Donnerstag, 18. Juni 2009

Säule der Intoleranz

Seit wenigen Tagen ist Freiburg um eine Attraktion reicher:

Die Säule der Toleranz


Bei dieser wunderbaren Erfindung handelt es sich um ein etwa drei Meter hohes Gebilde aus Stahl und Kunststoff, dass dem Publikum des Augustinerplatzes klar machen soll, wann Schicht im Schacht ist. (Nachzulesen auch unter fudder.de)

Diese weitere Einschränkung öffentlicher und unkommerzieller Studenten- und Jugendkultur in Freiburg musste ich jetzt einfach mal mit einem Leserbrief an die BZ kommentieren. Ich bin gespannt, ob er irgendwann mal irgendwo teilweise gedruckt wird =)
Für den Fall, dass nicht könnt ihr ihn hier nachlesen:

Vielen Dank sehr geehrter Herr von Kirchbach! Mit Ihrer so genannten „Säule der Toleranz“ wollten Sie sicher nur Gutes. Gutes für die Stadt, Gutes für die Anwohner des Augustinerplatzes und… ja für wen eigentlich noch? Sicherlich nicht für die jungen Menschen, die sich in lauen Sommernächten am „August“ treffen und ihn mit ihrer Anwesenheit in einen der friedlichsten, tolerantesten und charakterreichsten Plätze der Stadt verwandeln.

Die Einweihung der Säule war so gesehen ein grandioser Schlag ins Wasser und ins Gesicht der toleranten Jugend Freiburgs. Plötzlich waren auch die Chaoten da, Menschen die sicher nicht zum normalen Augustklientel gehören. Ihre Säule weckt keine Toleranz, sondern Zerstörungswut und Aggressionen und lockt so nebenbei auch noch genau das Publikum an, das niemand am Augustinerplatz haben will.

Im Gegensatz zum Bermudadreieck, wo sich Wochenende für Wochenende betrunkene -verzeihen Sie mir den Ausdruck- Idioten gegenseitig an die Kehle gehen, wo es trotz Alkoholverbots auf den Straßen offensichtlich immer noch von Nöten ist nächtens Mannschaftswagen der Polizei in Stellung zu bringen, zeichnet sich der Augustinerplatz gerade Dank seines Publikums durch Friedfertigkeit und eine entspannte Stimmung aus.

Dass die Infoteams überwiegend positive Erfahrungen gemacht haben verwundert nicht. Genau das macht ja das Publikum auf dem „August“ aus. Toleranz und die Fähigkeit zwischen städtischer Politik und unterbezahlten Überbringern dieser zu differenzieren. Dafür braucht man nun wirklich keine Säule, die Toleranz eher ab- als verschafft.

Doch das die Stadt die Freiräume der Jugend immer weiter einschränkt und kommerzialisiert ist unbestritten. Vom Dreisamufer bereits erfolgreich vertrieben, wird nun ein weiterer Platz tolerant gesäubert. Haben Sie Alternativen für uns? Die Sternwaldwiese fernab des Zentrums vielleicht? Der Stühlingerpark, der eigentlich schon fest in Hand derer ist, die im Colombipark keinen Platz mehr finden? An einer, bis auf randalierende Trunkenbolde, verwaisten Innenstadt kann Ihnen doch wohl kaum gelegen sein.

Selbstverständlich haben die Anwohner des Platzes ein Recht auf Ruhe, doch Ihr halbherziger Versuch, mit ungeschulten Infoteams auf 400€ Basis und einer von Schülern entworfenen und gebauten Säule für diese zu sorgen, zeigt doch wunderbar wie viel Ihnen die Anwohner auf der einen und die Atmosphäre in der Innenstadt auf der anderen Seite wirklich wert sind.

Es macht traurig mit ansehen zu müssen, wie die Stadt nach und nach Freiräume einschränkt und so einer von studentischer und Jugendkultur geprägten Atmosphäre langsam die Luft nimmt.

Ich bitte Sie darum innigst, Ihr Konzept noch einmal zu überdenken. Denn dass der Druck steigt, wenn Raum ersatzlos schwindet, wissen die Meisten von uns nicht erst seit dem Physikunterricht.



Ich hab den Brief auch vorsichtshalber gleich Herrn von Kirchbach ins Postfach gelegt.
Soweit liebe Grüße von mir, in der Hoffnung noch viele schöne Sommerabende ohne Polizeiüberwachung auf Freiburgs schönstem Platz verbringen zu können.

2 Kommentare:

nette hat gesagt…

VERÖFFENTLICHT!!!yeah yeah yeah!
und sogar in einer recht vernünftigen kurzfassung. chakka.

Jonathan hat gesagt…

Jaaaaa!!!
Werd's auch noch einstellen :)
Gruß aus München!