Freitag, 20. Juni 2008

Es ist definitiv Zeit...

...dass ich mal wieder einen richtig langen Eintrag schreibe.
Schließlich habe ich in letzter Zeit schon so einiges erlebt, hatte aber noch überhaupt keine Zeit, es endlich mal loszuwerden. Ich denke am Besten ist es deshalb diesen Eintrag in zwei Teilen zu schreiben.

1.Alltag

Jaja… Ich arbeite immer noch. Und eigentlich sogar mehr denn je.
Anfang Juni war hier wieder Anreise (diesmal von zwei Kursen gleichzeitig, dem I8 = achtwöchiger Kurs und dem N4 = Vierwochenkurs). Und innerhalb eines Tages verdoppelte sich die Zahl der Studenten, die im Gästehaus leben. Erstaunlicherweise mündet das ganze aber nicht in dem Chaos, das ich von einer solchen Masse an partyerprobtem Jungvolk erwartet hätte, ganz im Gegenteil! Seit das Gästehaus quasi bis unters Dach voll ist, haben wir weniger Probleme mit Ruhestörungen oder irgendwelchen Exzessen.
Allerdings habe ich jetzt natürlich mehr zu tun, was die Programmplanung und Durchführung angeht. Es ist halt doch irgendwie was anderes, ob man mit 10 oder mit 40 Leuten einen Ausflug macht.
Letzte Woche habe ich mal eine kleine Statistik aufgestellt. Seit ich hier angefangen habe, habe ich im Durchschnitt etwas über 44h pro Woche gearbeitet (wohl gemerkt auch in den 5 Wochen, in denen es Feiertage gab). Mein absoluter Rekord war die erste Juniwoche, in der ich 67,5h gearbeitet habe, was soviel bedeutet, wie dass ich 28,5 Überstunden hatte! Insgesamt bin ich im Moment bei etwa 143 Überstunden.
ICH WILL NIE WIEDER DEN SATZ: „Die Zivis machen doch eh nix.“ HÖREN!!!

2.Reise, Reise

Und was mache ich so, wenn ich mal die Schnauze voll hab, von den Ausflügen mit Studenten? Ich verreise.
Interessanterweise war ich noch nie so mobil, wie ich es im Moment bin. Die schönste Reise, der letzten Zeit war mit Sicherheit mein verlängertes Wochenende in Dublin und England. Und das kam so.
Irgendeines Freitagnachmittags überkam mich das dringende Bedürfnis die räumliche Nähe zu meiner Heimatstadt zu maximieren. Also sprach ich zu meinem Mitzivi: „Höre! Mitzivildienstleistender Lian! Ich werde mich auf eine abenteuerliche Reise in fremde Länder begeben und aus diesem Grunde dir für fünf Tage das Kommando über eine Horde wilder Studierender überlassen.“ „Alles klar“, sprach Lian, „ich wünsche dir viel Spaß.“
Und so begab ich mich auf die Suche nach günstigen Flügen nach
Irgendwohauptsacheweitweg!

2.a Inselhopping
Interessanterweise liegt „Irgendwohauptsacheweitweg“ in Irland, genauer in Dublin. Und so dachte ich mir: „Hey! Wenn ich schon auf dem Weg bin könnte ich ja gleich noch auf Irlands Nachbarinsel ein paar Freunde besuchen.“ Und so suchte und fand ich auch noch einen Flug nach London.
Manchen mag es übertrieben vorkommen, innerhalb von 5 Tagen dreimal zu fliegen, zwei Taxen in Anspruch zu nehmen und sieben Mal Zug zu fahren, aber ich sage euch: ES IST SO GEIL!
Also machte ich mich am Morgen des 22. Mai frohen Mutes mit einer irischen Billigfluglinie, die wirklich absolut no frills ist, auf den Weg in die irische Hauptstadt um dort zweieinhalb wunderschöne Tage zu verbringen.


Man kann ja sagen, was man will, aber Dublin ist eine einzige Partystadt!
Tagsüber gibt sich die Stadt in unscheinbarem Arbeitergrau und Ziegelsteinrot, aber bei Nacht schillert sie in allen Farben und weißt dem multinationalen Partyvolk den Weg von einem Pub ins nächste.


Ich lebte dort in einem Hostel, direkt im Touristenzentrum Temple Bar. Zentraler geht es wirklich nicht und so lief ich meinen üblichen Sightseeing-Marathon, besuchte ein kleines Dorf am Meer und feierte abends beseelt mit Menschen aus aller Welt, aber wohl niemandem aus Dublin, in einem tollen Pub direkt neben meinem Hostel.


Natürlich ging die Zeit in Dublin viel zu schnell vorbei und so saß ich, ehe ich mich versah, schon wieder am Flughafen und wartete auf meine No-Frills-Airline, die allerdings meinte, dass sie mich, da es mir in Dublin ja so gut gefiel, noch zwei Stunden warten ließe. Fand ich nicht so toll, ebenso wenig die Tatsache, dass in den ohnehin schon beengten Verhältnissen der Boing 737 meine Privatsphäre dadurch auf unter null getrieben wurde, dass sich ein freundliches, wenn auch leicht adipöses Ehepaar neben mich, beziehungsweise auf mich setzte. Doch mit viel lauter Musik und extrem viel gutem Willen gegenüber dem Rest der Welt im Allgemeinen und dem Ehepaar und der Flugbegleiterin, die meinte ich solle mit der Musik bitte bis nach dem Start warten („Sure! But in case of an emergency, I won’t be able to leave this plane anyway, due to the nice persons beside me.“) im Besonderen. ging der Flug echt schnell vorbei und schon – taadaaaaa – stand ich mit meinem Füßen auf einer anderen Insel und schwupps stieg ich auch schon aus einem Zug in the middle of nowhere, wo ich von einer netthüpfenden Nette empfangen wurde.


Wäre es nach mir gegangen, würde ich mich noch jetzt in diesem Provinznest befinden. Ich wurde bekocht, wir flogen nach Brighton aus, grillten und und und! Welch eine wunderbare Zeit! Haaaaaaaaa…


Und urplötzlich saß ich in einem Zug nach London und wusste gar nicht, warum. Irgendwie waren die zweieinhalb Tage in Fiveoaks schneller rumgegangen, als ich es mir je hätte träumen lassen.
In London ging ich meiner Sucht nach und kaufte mir einen neuen iPod (ist ja erst der dritte in einem halben Jahr). Außerdem traf ich mich noch mit Franzi auf einen Kaffee. Das war für mich ein weiteres Highlight und ich war unglaublich glücklich, dass sie extra für mich (zumindest sah ich das so ;) die mittlere Weltreise ins Londoner Zentrum machte.
Als ich das nächste Mal nachdachte fiel mir auf, dass ich mich schon wieder auf 10km Höhe über dem Ärmelkanal befand und mich durch Turbulenzen in Richtung Basel schüttelte.

Unglaublich, wie schnell fünf Tage vorbei gehen, wenn man wirklich guten Gewissens behaupten kann, jede Sekunde genossen zu haben.

2.b Ohlala… l’amour!
Kaum war ich wieder hier begann natürlich der übliche Alltagsstress mit seltsamen aber meist freundlichen Studenten und dämlichen und nicht selten unverschämten Lehrern von neuem.
Bitte glaubt jetzt nicht, dass ich in meinem Job hier nur gestresst sei. Eigentlich finde ich es hier wunderbar! Ich genieße die Zeit total und lerne unglaublich viel! 90% meiner Arbeit liebe ich und finde es jetzt schon traurig, dass ich gegen Oktober fertig bin.
Besonders toll finde ich die von Lian und mir organisierten Ausflüge und das in dieser Hinsicht absolute Highlight hatte ich am letzten Wochenende.
In einem Augenblick, da Lian nicht ganz seine geistige Höchstform hatte fragte ich ihn: „Sprich Co-Zivildienstleistender! Wer von uns gottgleichen Wesen begleitet die unwissenden Studenten am folgenden Wochenende in die französische Hauptstadt?“ Und er sich in diesem Augenblick in einem geistigen Nirwana befand antwortete er: „Meinetwegen kannst du gehen.“ „Top!“ rief ich und so kam es, dass ich das letzte Wochenende in Paris verbrachte.


Ah… Paris… Die Stadt der Liebe! Die Stadt der Lichter! Die Stadt der Taschendiebe und Trickbetrüger! Was für eine Scheißidee als Single dorthin zu fahren! Und dazu noch mit 15 Studenten, die natürlich kein Wort Französisch sprechen. Aber Jonathan regelt alles! Mit meinem fließenden, akzentfreien Französisch beseitigte ich sämtliche Probleme und eröffnete uns ungeahnte Möglichkeiten, wie zum Beispiel die Metro! Was bin ich toll!


Glücklicherweise hatten wir in Paris auch nur einen 36stündigen Aufenthalt, es konnte also nicht viel schief gehen. Kluk wie ich pin hatte ich schon im Vorfeld klar gemacht, dass man die Stadt lieber in Kleingruppen erkunden sollte und so konnte ich das Wochenende richtig genießen und hatte – trotz akutem Schlafmangel – jede Menge Spaß. In einem Marathon besichtigte ich alle Hauptattraktionen der Stadt, ging abends mit einer Isländerin, einer indischstämmigen Amerikanerin und einem Argentinier in eine Bar und mit den beiden Mädels später noch zu McDonalds (was ne Aktion… morgens um fünf einen McD in Paris zu suchen…), fiel um sechs todmüde ins Bett um nach zweieinhalb Stunden Schlaf den zweiten Teil meines Marathon zu laufen. Irgendwie war ich einfach nur froh, als schließlich wieder alle gesund und vor allem vollzählig im Bus nach Freiburg saßen.
Mission accomplished!

Yo! So jette ich durch die Weltgeschichte, immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen und Abenteuern und übergehe nebenbei gekonnt und elegant mich um meine Zukunft zu kümmern. Vielleicht sollte ich mich einfach mal auf die Suche nach einem Studienpl…
Moment! Wohin gehe ich eigentlich dieses Wochenende?
Ach ja! Zum Viertelfinalspiel Niederlande vs. Russland nach Basel! Wie schön. Das wird ein Spaß! Und die Woche danach geh ich nach Genf! So. Man hab ich viel zu tun!
Was wollte ich jetzt gleich noch? Hmmm… Kann ja nicht so wichtig gewesen sein.

Ich hoffe, dass es euch allen super toll geht, ihr glücklich seid und freue mich schon mal wieder was von euch zu hören bzw. euch mal wieder zu sehen. Seid umarmt!

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